Es ist schon nach Mitternacht, als die Party Stage, vor der sich eine ansehnliche Menschenmenge versammelt hat in ein sanftes violettes Licht getaucht wird. Der Auftritt der finnischen Metaller von Amorphis sollte eine Besonderheit aufweisen, war doch ein Akkustikset angekündigt. Und so begannen sie auch ganz ungewohnt mit weichen Klängen. Auf das growlen wurde verzichtet und Sänger Tomi Joutsens wusste durchaus auch mit Klargesang zu überzeugen.
Nachdem die kanadischen Metaller von Anvil 2010 letztmalig auf dem Wacken Open Air zu Gast waren und zu ähnlicher Stunde damals die True Metal Stage rocken durften, mussten sie sich nun mit der deutlich kleineren W.E.T. Stage im Zelt zufrieden geben.
Bereits im letzten Jahr gab es diese ungewöhnliche Zusammenarbeit und auf dem diesjährigen Wacken sollte sie ihre Fortsetzung finden. Als das Konzert losging kamen zunächst die Düsseldorfer Taiko Trommler von Wadokyo auf die Bühne, die schon einmal sehr beeindruckend zur Sache gingen. Kurze Zeit später betreten dann auch die Mannen der ostdeutschen Mittelalterband Corvus Corax unter den Dudelsackklängen von Venestus Oleriasticus, Pan Peter, Vit und Frontmann und Sänger Castus Rabensang die Bühne. Unterstützt werden sie durch die Schlagwerker Hatz, Harman der Drescher und Steve.
Es war immer noch sehr warm, aber durch die langsam untergehende Sonne nicht mehr ganz so heiß, als die Jungs von Sabaton unter großem Jubel die Bühne betraten. Mit ihrem Power-Metal, in dem historische Schlachten besungen werden feiern sie Erfolge in ganz Europa.
Durch die Hitze getrieben entschied ich mich nach den rumänischen (saarländischen) Wanderpredigern von Powerwolf zunächst ins Zelt zu flüchten. Dort brannte einem zwar nicht die Sonne auf den Kopf, aber eine drückende Hitze herrschte auch hier, trotz Lüftungsversuchen. Egal, ich versuchte durchzuhalten, denn die deutschen Pagan Metaller von Black Messiah traten nun auf die Bühne. In zünftigen Fellen und Gewänder gekleidet versuchten sie die Menge vor der Bühne zu begeistern. Es mag aber auch an den hohen Temperaturen gelegen haben, dass dies nicht so richtig klappte. Zumindest bei "Söldnerschwein" kam ein wenig mehr Stimmung auf.
Wieder zurück an der Black Stage erwartet mich bereits eine sehr große Anzahl an Menschen, die gespannt auf Powerwolf warteten. Die Power Metal Band aus dem Saarland hat eine fulminante Karriere hingelegt. 2004 gegründet kam 2005 ihr Debütalbum "Return In Bloodred" heraus welches genau wie die nachfolgenden nicht weiter Aufsehen erregte. Einen ersten Achtungserfolg konnten sie mit dem 2011 erschienenen Longplayer "Blood Of The Saints" erreichen, doch erst das aktuelle Album "Preachers Of The Night" überragt alles. Von vielen Kritikern gelobt schoss es direkt auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. Dies mag dann auch das große Interesse des Wackener Publikums erklären.
Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel und langsam wurde es vor den Bühnen unerträglich. Zwar konnte die Band Eisbrecher klar mit ihrem Coolness-Faktor in Form von Frontmann Alexx Wesselsky punkten (vielen wahrscheinlich aus Sendungen wie "Der Checker" oder "Fort Boyard" bekannt), zur Abkühlung trug das aber nicht sonderlich bei. Im Gegenteil.
Nach einem sehr guten Auftakt mit Neaera geht es jetzt rüber zur True Metal Stage, wo die Menschenmenge etwas überschaubarer ist. Die Norweger Tristania werden erwartet und haben überwiegend Titel ihres gefeierten aktuellen Albums "Darkest White" mit im Gepäck.
Um 11 Uhr morgens betrat die Münsteraner Melodic Death Metal Combo Neaera die Black Metal Stage. Noch war es Temperaturmäßg vor der Bühne halbwegs auszuhalten, auch wenn die Sonne anscheinend schon recht gut ihre Arbeit tat. In den Zelten war es wohl schon recht warm geworden, denn vor der Stage war es ungewöhnlich gut gefüllt für diese Uhrzeit. Im Laufe des Tages sollte sich die Main Area noch zu einem richtigen Glutofen entwickeln. Also sollte man dies noch ausnutzen und sich austoben bevor später nicht mehr viel geht.
Die Main Area war proppevoll, die Sonne untergegangen und die Spannung vor der Bühne kaum zum Aushalten. Endlich erklingt um 22:15 das Trommelintro zu "Ich tu dir weh" während dessen synchron hinter der Bühne Feuerwerksraketen abgeschossen werden. Ein fulminanter Einstieg in eine großartige Show, denn ganz Rammstein Stil brannte ab jetzt ständig irgend etwas auf der Bühne.